„Not kennt kein Homeoffice“
9. November 2021
Nun fand in der Bismarckhalle in Weidenau das 7. Soziale Forum im Dekanat Siegen statt. In seiner Begrüßung erinnerte Pfarrer Uwe Wiesner die etwa 80 Gäste daran, dass neben der Verkündigung und der Liturgie die Sorge um die Bedürftigen, die Armen und die Leidenden als dritte Säule unverwechselbar zum Auftrag eines jeden Christen und der gesamten Kirche gehöre. „Das ist auch der Grund, warum wir zu einem Sozialen Forum einladen“, so Wiesner. Es folgte ein kurzes Grußwort von Anne Ploch vom Caritasverband Siegen-Wittgenstein, die darin auf den Referenten des Abends, Professor Dr. Christoph Butterwegge, überleitete.
Der Armutsforscher und Politikwissenschaftler studierte in Bochum und lehrte nach seiner Habilitation an der Universität Bremen; zuletzt in Köln. Bei der letzen Wahl zum Bundespräsidenten war er für dieses Amt nominiert. Er sprach über die Kinderarmut in Deutschland und zeigte auf, dass diese kein neues Phänomen ist, durch die Corona-Pandemie jedoch deutlich an Brisanz gewonnen hat. „Die Pandemie ist wie ein Brennglas gewesen“, so Butterwege in seinem Vortrag, der noch immer Wahlkampf atmete. „Arme haben ein höheres Krankheitsrisiko auch bei Corona.“ Moderator Matthias Vitt moderierte dann gekonnt durch die sich anschließende Diskussionsrunde und leitete über zur Verleihung des Katholischen Sozialpreises 2021.
Begleitet vom Beifall der Teilnehmer des Sozialen Forums im Dekanat Siegen nahmen Steffen Blättermann, Chiara Löhr, Shiva Manoharan und Niklas Rübke stellvertretend für youngcaritas Siegen, den mit 10.000 Euro dotierten Katholischen Sozialpreis 2021 entgegen. Der Preis wurde vor zehn Jahren von der Katholischen Sozialstiftung gestiftet und würdigt herausragendes soziales Engagement: Ausgezeichnet werden Personen und Organisatoren, die sich mit den besonderen Situationen oder Problemen Not leidender oder sozial benachteiligter Menschen in der Region befassen.
Youngcaritas gibt es in Siegen seit fast zwei Jahren. Im Schwerpunkt adressiert die Initiative Studierende, die sich engagieren möchten. Dabei ist es die Idee, dass bei youngcaritas die jungen Menschen selbst die Themen aussuchen, für die sie sich einbringen möchten. „Der Initiative gelingt es auf eindrucksvolle Weise, durch den Zugang zu jungen Menschen und deren Lebenswelten deren Themen in den Fokus zu rücken“, beschrieb Pfarrer i.R. Wolfgang Winkelmann in seiner Laudatio den Hintergrund, der für die Würdigung durch den Sozialpreis 2021 ausschlaggeben war.
Und youngcaritas startete genau zur richtigen Zeit: „Durch das Coronajahr konnten viele soziale Aktionen nicht oder nur begrenzt laufen. Der Lockdown bildete dabei ungeplant den Beginn für eine sehr aktive und solidarische Zeit der jungen Menschen“, so Pfarrer Winkelmann. Sekundiert von Anne Ploch führte er bei der Vorstellung den Mittagstisch im Häutebachweg an, der nicht dem Lockdown zum Opfer fallen sollte: „Not kennt kein Homeoffice“ und so organisierte youngcaritas das Angebot. Zugleich schützen die Aktiven die älteren ehrenamtlichen Helferinnen, die sonst diesen Dienst tragen. Und auch weitere Engagements wie „Platz für Toleranz“ wurden von youngcaritas vorangebracht. Gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden der Katholischen Sozialstiftung, Hans-Jürgen Winkelmann, übergab der Laudator dann den Preis an die Vertreter von youngcaritas.
Damit schloss sich der Kreis, gestartet bei der Kinderarmut, mit der Bewältigung von Armut bei jungen und alten Erwachsenen. Armut ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und dessen Überwindung eine christliche Kernaufgabe.